Beschreibung
Führen die medialen und digitalen Transformationen, wie sie insbesondere in spätmodernen kapitalistischen Gesellschaften in den letzten Jahren in rasanter Geschwindigkeit stattgefunden haben, auch zu fundamentalen Veränderungen kindlichen Lebens und Erlebens? Und falls ja, in welcher Weise und mit welchen Konsequenzen? Obwohl diese Fragen gesellschaftlich wie pädagogisch bedeutsam sind, wurden Veränderungen kindlicher Lebenswelten und Lebenslagen durch Technik in den Folgen für kindliche Subjektivität in der deutschsprachigen Kindheitsforschung bislang wenig untersucht. Das Handbuch gibt einen systematischen Überblick über zentrale Zusammenhänge und die interdisziplinär geführten Diskurse – ausgehend von Analysen zum Verhältnis von Gesellschaftsentwicklung, Technik und Digitalisierungsprozessen über Ergebnisse der Kindheitsforschung bis zu Fragen der Initiierung und Beförderung emanzipatorischer Bildungs- wie Lernprozesse.
Die Notwendigkeit des Einsatzes und der Umgang mit Technik wird insbesondere in der frühen Kindheit unterschiedlich bzw. kontrovers diskutiert. Zum einen sollen Kinder Kindermedienangebote nutzen, um erste Wörter, Farben, mathematisches und naturwissenschaftliches Wissen sich anzueignen, wie sie bspw. zur Qualifizierung als Ware Arbeitskraft dienlich erscheint. Technik und deren Nutzung ist demzufolge eine Bildungs-, Erziehungs- und Sozialisationsaufgabe. Zum anderen wird immer wieder der Verlust an „natürlichen“ Erfahrungen durch die Technisierung kindlicher Lebenswelten thematisiert. Kindheit wird in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch mit dem Konstrukt „natürlich“ belegt und als Zeit der „magischen Unberührtheit“ idealisiert, möglichst unberührt von Mediennutzung, wie beispielsweise durch Fernseher, Smartphones und Tablets. Es können jedoch gemeinsame Dimensionen in gegenwärtigen Debatten skizziert werden, die sich mit den Begriffen Beschleunigung, Verlust, Selbstverständlichkeit und Vergesellschaftung in neuer Weise umschreiben lassen und Fragen nach Stärkung oder Schwächung von Subjektivität, Handlungskompetenz und politischen Bewusstseins dringlich werden lassen:
Was sind die Konsequenzen der medialen und digitalen Transformationen für Kinder und Kindheit? Was sind die sozialen, kulturellen, pädagogischen und politischen Folgen? Welchen Zugang haben Kinder zu Technik und wie verändert die Techniknutzung sie selber, ihre sozialen Beziehungen und sozialen Netzwerke? In welcher Weise werden durch die Techniknutzung neue Differenzkategorien geschaffen (Gender, Familien, Generation, Multikulturalität usw.)? Wie interagieren Kinder mit und in technischen Systemen/Welten? Wie verändern sich Kinder und Kindheit im Kontext der digitalen Transformationen? Was bedeutet eine digitalisierte Kindheit? Welche neuen Zugriffsmöglichkeiten auf kindliche Subjektivität ergeben sich aus der Techniknutzung und welche Widerstandspotentiale (Adorno, Erziehung zur Mündigkeit)? Welche veränderten Konzeptualisierungsansätze von Kindheitspolitik ergeben sich?
Inhaltsverzeichnis + Leseprobe
Die Autor*innen:
Prof. Dr. Rita Braches-Chyrek, Professorin für Sozialpädagogik, Institut für Erziehungswissenschaft, Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Prof. Dr. Charlotte Röhner, Professorin für Pädagogik der frühen Kindheit und der Primarstufe, Fakultät Human- und Sozialwissenschaften, Bergische Universität Wuppertal
Prof. Jo Moran-Ellis, Professorin für Soziologie, University of Sussex/School of Law, Politics & Sociology, Brighton, Vereinigtes Königreich
Prof. Dr. Heinz Sünker, Professor für Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Fakultät Human- und Sozialwissenschaften, Bergische Universität Wuppertal
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (PDF-Infoblatt).
Die Zielgruppe:
Forschende, Lehrende und Studierende der Erziehungswissenschaft, Sozial- und Kindheitspädagogik
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