Date of publication: 15.02.2021
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Häusliche Pflege-Arrangements in Deutschland funktionieren häufig nur, weil eine ausländische Live-in-Pflegekraft beschäftigt wird. Der Bekanntheitsgrad dieses Versorgungsmodells steht seinem rechtlich unsicheren Kontext gegenüber. Wie werden die Arbeitsverhältnisse mit Live-in-Betreuungskräften von Angehörigen Pflegebedürftiger ausgestaltet? Diese Arbeit zeigt auf, welche Wissens- und Handlungsmuster die befragten Subjekte anleiten.
Die Autorin untersucht die Ausgestaltung von live-in Arbeitsverhältnissen in Privathaushalten in Deutschland aus Sicht der Angehörigen von Pflegebedürftigen. Diese sind Ehepartner*innen bzw. Kinder von pflegebedürftigen hochaltrigen Personen. Sie kaufen auf einem grauen Dienstleistungsmarkt die Betreuungsleistung ein und werden faktisch oder ‚quasi‘ zu Arbeitgeber*innen. Kernfrage ist, wie diese Akteure die Arbeitsverhältnisse in einem rechtlich unklaren Regulierungsrahmen und im familiären Privathaushalt konkret ausgestalten.
Da es sich um einen Arbeitsmarkt handelt, der in hohem Maße von Schwarzarbeit durchzogen ist, handeln die Angehörigen als Kund*innen auf diesem Markt unter der Bedingung großer rechtlicher Unsicherheit. Es sind aber die familiären Bedarfe für eine häusliche Betreuung derart hoch, dass sie sich dennoch für eine Betreuungskraft entscheiden. Die vorliegende Dissertation untersucht erstmals die subjektiven Wissensbestände, handlungsleitenden Annahmen und Wertemuster eben jener Angehörigen, um Antworten auf die Forschungsfrage zu geben. Dazu wurden Interviews geführt, die im Rahmen einer Grounded Theory Methodology ausgewertet wurden.
Die Ergebnisse liefern Erkenntnisse sowohl auf einer theoretisch-konzeptionellen als auch auf einer ganz konkreten handlungspraktischen Ebene und zeigen auf, wie stark die Handlungsmotivation der sorgenden Angehörigen selbst durch den Wunsch nach Autonomie gezeichnet ist: Den sorgenden Angehörigen droht durch die Pflegeverantwortung der Verlust ihrer eigenen autonomen Lebensgestaltung. Außerdem legt die Arbeit unter anderem dar, wie sorgende Angehörige ihr Handeln rechtfertigen, es ablehnen Arbeitgeber*innen zu sein und somit schließlich vielfältigste Arbeitsrealitäten in den Haushalten schaffen, die am Ende die Arbeitsbedingungen der Migrant*innen auf dem problematischen ‚Arbeitsmarkt Privathaushalt‘ bedingen.
Autorin:
Verena Rossow, Dipl.-Geogr., Goethe-Universität Frankfurt am Main
Zielgruppe:
Forschende und Lehrende der Soziologie und Sozialwissenschaften
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